Tag der Familie: Forum Beziehung, Ehe und Familie fordert Familienverträglichkeitsprüfungen
Anlässlich des Internationalen Tags der Familie (15. Mai) wiederholt das Forum Beziehung, Ehe und Familie der KAÖ seine Forderung nach einer Familienverträglichkeitsprüfung von Gesetzen und Verordnungen. Familien in Österreich stehen unter starkem Druck, das hat sich in der Zeit der Pandemie noch bedrängender gezeigt. Wie stark sie in ihrem Familienleben durch ungünstige Rahmenbedingungen eingeschränkt sind, realisieren sie oft selbst nicht und suchen die Schuld für verschiedene Schwierigkeiten in ihrem eigenen Unvermögen, die weit überhöhten und unrealistischen Anforderungen zu bewältigen. Diese unlebbaren Erwartungen werden sowohl von der Gesellschaft als auch von ihnen selbst an sie gestellt. Das gilt besonders für die Frauen. Aber auch viele Männer, die sich am Familienleben beteiligen wollen, leiden unter starkem Druck.
Bei allen Entscheidungen der Politik gehen immer die Anliegen der Wirtschaft den Bedürfnissen der Familie vor, obwohl unserer Gesellschaft sehr wohl auf die Funktionen, die Familie ausüben soll, angewiesen ist. Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien in Bezug auf die Sozialisation der Kinder. Das gute und zufriedene Leben, das "Glück" wird von ihr erwartet (z. B. Rekreationsfunktion) usw. Die Gesellschaft erwartet viel von den Familien. Wie Familien das schaffen sollen, ist weitgehend ihnen überlassen und die Umstände sind vielfach sehr ungünstig. Die Zunahme psychischer Probleme sowohl bei Erwachsenen als auch bei Jugendlichen und Kindern zeigt die ganze Dramatik. Die Pandemie hat das Problem verschärft und noch sichtbarer werden lassen.
Die Leistungsansprüche der Arbeitswelt sind enorm gestiegen und verlangen die ganze Kraft der Mitarbeitenden. Für die Bedürfnisse der Kinder bleibt nach einem anspruchsvollen Arbeitstag oft zu wenig Kraft. Außerdem verlangt unser Schulsystem die Mithilfe der Eltern, sollen Kinder gut vorankommen. Kinder von Eltern, die diese Unterstützung, aus welchem Grund auch immer, nicht leisten oder leisten können, haben wesentlich schlechterer Chancen.
Nach wie vor gilt nur Erwerbsarbeit als Arbeit und die Familienarbeit, die ebenso wie die Freiwilligenarbeit ein wesentlicher und berechenbarer Faktor des Bruttosozialprodukts ist, und ohne die unsre Gesellschaft gar nicht funktionieren könnte, wird weitgehend nicht als Arbeit anerkannt und wertgeschätzt. Sowohl Erziehungs- als auch Pflegearbeit ist ebenso wie Haushaltsmanagement und Ähnliches, ARBEIT! (Karenz ist nicht Urlaub. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Entbehrung, Verzicht.) Um das Leben von Familien leichter zu gestalten, ist auch eine familienfreundliche Raumplanung nötig, die in vielen Gemeinden durchaus beachtet wird. Schwieriger ist es für Familien passende und leistbare Wohnungen zu finden.
Die zunehmende Teuerung auf vielen Gebieten ist für viele Familien ein großes Problem. Mit dem Steigen der Energie- und Lebenshaltungskosten verschärft sich die Problematik für Familien besonders. Derzeit sind 30 Prozent der Kinder, 47 Prozent der Ein-Eltern-Familien, 30 % der Familien mit mindestens drei Kindern armutsgefährdet. Arbeitslose, auch sie haben Familien, sind zu 52 Prozent gefährdet. Mit den steigenden Preisen könnten sich die Prozentzahlen erhöhen.
Auch wenn unser Sozialstaat viel leistet, so wird eine gezielte Aufmerksamkeit auf besonders armutsgefährdete Gruppen immer nötiger, damit die voraussichtlich knapper werdenden Mittel wirksamer und zielgerichteter eingesetzt werden können. Zum Beispiel kosten laut Berechnungen die Kinder der Ärmeren im Verhältnis mehr als die der besser gestellten. Diese verblüffende Feststellung zum Beispiel braucht dringend Beachtung. Da das Familienleben sich in den verschiedensten Bereichen abspielt, ist es wichtig, auch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen vernetzend wahrzunehmen.
Aus diesem Grund fordert das
Forum Beziehung, Ehe und Familie der
Katholischen Aktion Österreich
einmal mehr umfassende
Familienverträglichkeitsprüfungen.
Die Familienverträglichkeitsprüfung analog zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist ein umweltpolitisches Instrument der Famlienvorsorge mit dem Ziel, Vorhaben vor ihrer Zulassung auf mögliche Auswirkungen auf die Situation und das Leben von Familien hin zu überprüfen.
Dr. Luitgard Derschmidt
Vorsitzende des Forums, Beziehung Ehe und Familie der KAÖ
Rückfragen: 0664 82 43 769