„Franziskus leitete Wandel in der Familienpastoral ein“
Papst Franziskus hat einen entscheidenden Wandel in der Familienpastoral eingeleitet. Das hebt das Forum Beziehung, Ehe und Familie (FBEF) der Katholischen Aktion Österreich in seinem Nachruf hervor. Sehr früh in seinem Pontifikat hat sich Franziskus des Themas angenommen, bereits 2014 und 2015 gab es Versammlungen der Bischofssynode dazu. „Aufgrund der Überzeugung, dass der Glaube Hilfe zum Leben ist und sich das Leben weitgehend in Beziehungen abspielt, war es Franziskus wichtig zu erfahren, wie Menschen konkret ihre Beziehungen leben. Erstmalig gab es einen weltweiten Fragebogen, der sich an alle Menschen richtete und der auf erstaunliches Echo stieß“, erinnerte das Forum. Darauf aufbauend wurden die Bischofssynoden vorbereitet. „Es ging dem Papst um die Lebensrealität der Menschen“, gemäß seiner mehrfach geäußerten Überzeugung „Die Wirklichkeit steht vor der Idee“.
In seinem nachsynodalen Schreiben „Amoris laetitia“ (Die Freude der Liebe) von 2016 leitete laut FBEF der Papst einen anderen Umgang mit den kirchlichen Normen zu Ehe, Scheidung, Wiederverheiratung, geschlechtlicher Diversität und Vielfalt der Familienformen ein. „Nicht die abstrakten kirchlichen Normen aus einer bestimmten Zeit der Kirchengeschichte, sondern dem Evangelium gemäße Anwendungen der kirchlichen Lehre, die vom Menschen ausgehen, sind gefragt“, heißt es in der Würdigung. „Damit hat Papst Franziskus eine alte Tradition, die auf Thomas von Aquin zurückgeht, belebt. Es geht nun nicht mehr um ein abstraktes Idealbild, sondern um Wahrnehmung der konkreten Lebenswirklichkeiten und vor allem um eine Pastoral, die Wegbegleitung ist. Jeder und jede muss in der jeweiligen Situation ernst genommen werden.“
„Teilhabe an kirchlicher Gemeinschaft ermöglichen“
„Es geht um eine hörende Kirche. Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem und jeder Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer ‚unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien‘ Barmherzigkeit empfindet. Niemand darf auf ewig verurteilt werden, denn das ist nicht die Logik des Evangeliums“, unterstreicht das Forum mit Hinweis auf das Papstschreiben. Mit ihm sei „die Katholische Kirche in der heutigen Realität angekommen“.
Manche Regeln und Normen der Kirche seien durch die Erkenntnisse der Wissenschaften längst überholt, etwa jene im Blick auf die Frage der sexuellen Ausrichtungen. Mit dem Problem, dass sie nach wie vor bestehen, habe Franziskus „in seiner diplomatischen Art umzugehen versucht“, indem er unterstrich, dass „immer der einzelne Mensch im Vordergrund steht, die jeweilige tatsächliche Lebenssituation und die konkreten kulturellen und faktischen Gegebenheiten“, so das Forum weiter.
„Papst Franziskus lehnte die Pastoral des ausgestreckten Zeigefingers kategorisch ab und verlangte die ausgestreckte Hand als pastorale Methode.“ Für diesem Wandel in der Beziehungs-, Ehe- und Familienpastoral sei das Forum Beziehung, Ehe und Familie Franziskus „zutiefst dankbar“. Das Forum „fühlte sich durch die von Papst Franziskus vom Menschen und seinen Bedürfnissen ausgehende Pastoral bestätigt und ermuntert und will auch weiterhin wie bisher in diesem Sinn seinen Aufgaben nachkommen“.
(jop/25.4.2025)